5. Workshop „Künstliche Intelligenz“ der Reihe „Digital Scouts HSK“ bei der Perstorp Chemicals GmbH

Nach dem Workshop „New Work“ im „Cowlo“ in Winterberg machten die „Digital Scouts HSK“ bei der Perstorp Chemicals GmbH halt. Im Zuge des fünften Workshops wurde das derzeit viel diskutierte Thema „Künstliche Intelligenz“ beleuchtet.

Im Rahmen des Projekts Produktion.Digital.Südwestfalen-PLUS (PDS+) der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hochsauerlandkreis mbH wurde die Reihe „Digital Scouts HSK“ am 05. Dezember 2024 mit dem fünften Workshop fortgesetzt. In Kooperation mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Ländliche Regionen lag der Themenschwerpunkt hier auf „Künstlicher Intelligenz“. In den Räumlichkeiten der Perstorp Chemicals GmbH in Arnsberg-Bruchhausen bekamen die Teilnehmenden nach einem kurzen Impulsvortrag der Firma P-CATION Consulting and Solutions GmbH wertvolle Einblicke in die Grundlagen und Anwendungsmöglichkeiten der KI speziell für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Geleitet wurde der Workshop von Enes Alp vom Mittelstand-Digital Zentrum Ländliche Regionen, angestellt am Lehrstuhl für Produktionssysteme (Ruhr-Universität Bochum).

Impulsvortrag durch P-Caption Consulting and Solutions GmbH in den Räumlichkeiten der Perstorp Chemicals GmbH

Zu Beginn wurden den Teilnehmenden grundlegende Informationen zur Künstlichen Intelligenz (KI) vermittelt und aktuelle Konzepte präsentiert. Dabei wurde auf die wichtigsten Meilensteine der KI-Entwicklung, angefangen in den späten 50er Jahren bis zur Veröffentlichung von ChatGPT eingegangen.

Nach diesem Einblick zur Historie tauchten die Teilnehmenden Schritt für Schritt tiefer in die Welt der KI ein. Zunächst wurde „Machine Learning“ als Teilgebiet der Künstlichen Intelligenz, die hierbei mithilfe statistischer Methoden lernt und sich mit der Zeit verbessert, erläutert. In Abgrenzung zu konventionellen Algorithmen schafft „Maschinelles Lernen“ die Möglichkeit, durch das zuvor mit entsprechenden Eingangsdaten trainierte Modell, neue Daten zu verarbeiten und ein entsprechendes Ergebnis auszugeben. Hierbei wird Machine Learning grundsätzlich in drei Bereiche unterteilt. Zum einen in „Supervised Learning“ (Überwachtes Lernen), also dem Labelling der Daten mit Informationen und dem Lernen aus der Vergangenheit, um die Zukunft vorherzusagen. Zum anderen in „Unsupervised Learning“ (Unüberwachtes Lernen), bei dem die Rohdaten analysiert werden und eine Gruppierung oder Clusterung stattfindet. Eine Beschriftung der Daten findet hier nicht statt. Als dritten Bereich des „Maschinellen Lernens“ erklärte Referent Enes Alp das „Reinforcement Learning“ (Verstärkendes Lernen). Hierbei agiert die Software „selbstständig“ und das Entscheidungsverhalten wird durch Belohnungen und Strafen erzeugt (siehe „OpenAI Plays Hide and Seek and Breaks The Game“).

Theoretischer Input zur „Künstlichen Intelligenz“ durch Enes Alp vom Lehrstuhl für Produktionssysteme (Ruhr-Universität Bochum)

Im nächsten Schritt wurde das „Deep Learning“ als Teilgebiet des „Machine Learning“ näher beleuchtet. Hier werden Daten komplexer als im traditionellen „Machine Learning“ verarbeitet und „Künstliche Neuronale Netze“ mit vielen Schichten genutzt. Diese können bei der Bild- und Objekterkennung Anwendung finden, bspw. in der Produktion bei Qualitätskontrollen und der Fehlererkennung. Künstliche Intelligenz kann somit in der Instandhaltung sowie dem Qualitätsmanagement, aber auch in der Prozessoptimierung und der Produktionsplanung eingesetzt werden.

Im letzten Schritt wurde die Generative Künstliche Intelligenz als Teilgebiet des Deep Learning erläutert. Hierbei werden neue Inhalte auf der Basis von Trainingseinheiten generiert und durch dieses Training wird ein statistisches Modell erzeugt. Bei einem gegebenem Prompt nutzt die Generative Künstliche Intelligenz dieses statistische Model, um vorherzusagen, was eine adäquate Antwort sein könnte.

Durchführung des Workshops zur „Künstlichen Intelligenz“ durch Enes Alp vom Lehrstuhl für Produktionssysteme (Ruhr-Universität Bochum)

Nach den theoretischen Impulsen erfolgte ein praktischer Workshop zur Konzipierung und Implementierung von KI-Projekten in Unternehmen. Anhand des Praxisbeispiels der Öschli GmbH konnten die Teilnehmenden nun selbst aktiv werden. Das Ziel war die Optimierung der Qualitätskontrolle des Produkts UniLokk durch KI, um Fehler zu minimieren und die Variantenvielfalt effizienter zu handhaben.

Testen der KI-basierten optischen Qualitätskontrolle anhand eines eigens entwickelten Demonstrators vom Lehrstuhl für Produktionssysteme (Ruhr-Universität Bochum)

Außerdem stellte Enes Alp die strukturierte Projektmethodik mit CRISP-DM (Cross Industry Standard Process for Data Mining) vor. Im Rahmen des Workshops lernten die Teilnehmenden die sechs Phasen zur Umsetzung von KI-Projekten praktisch kennen: Business Understanding, Data Understanding, Data Preparation, Modeling, Evaluation und Deployment. Sie trafen Entscheidungen zu den einzelnen Phasen und durften am Ende selbst die Grenzen einer KI-basierten optischen Qualitätskontrolle ertesten. Der Workshop zeigte eindrucksvoll, wie KI sinnvoll in Produktionsprozessen eingesetzt werden kann und bot einen praxisnahen Einstieg für Unternehmen, die den Schritt in die digitale Transformation wagen möchten.

Demonstrator zur KI-basierten optischen Qualitätskontrolle vom Lehrstuhl für Produktionssysteme (Ruhr-Universität Bochum)

Nach Abschluss des Workshops zur „Künstlichen Intelligenz“ folgte die Unternehmenspräsentation der Perstorp Chemicals GmbH durch Bilal Tasdemir, Continuous Improvement Engineer am Standort Arnsberg-Bruchhausen und zudem Teilnehmer der Workshop-Reihe. Perstorp ist ein weltweit führendes Unternehmen der Spezialchemie mit 7 Produktionsstandorten weltweit. Der Standort in Arnsberg-Bruchhausen firmiert unter „Perstorp Chemicals GmbH“ und beschäftigt zurzeit rund 130 Mitarbeitende und 15 Auszubildende. Aus verschiedenen chemischen Rohstoffen wie Methanol, Formaldehyd, Acetaldehyd und Ameisensäure werden Pentaerythriol, Di-Pentaerythriol und Calciumformiat hergestellt. Die Produkte werden weltweit in verschiedenen Branchen weiterverarbeitet. Das Pentaerythriol ist Bestandteil von verschiedenen Lacken, Harzen und Brandschutzmitteln. In kratzenfesten Displays ist Di-Pentaerythriol ebenfalls verarbeitet und das Calciumformiat wird in der Bau- und Tierfuttermittelindustrie eingesetzt.

Unternehmenspräsentation durch CI-Engineer Bilal Tasdemir der Perstorp Chemicals GmbH

Nach der Präsentation wurden alle Beteiligten unter Einhaltung höchster Sicherheitsstandards von Bilal Tasdemir und Vincent Müller über das Werksgelände der Perstorp Chemicals GmbH geführt. Hier bekamen die Teilnehmenden einen spannenden und interessanten Einblick in die Produktionsprozesse eines weltweit agierenden Chemieunternehmens. Die zuvor in der Präsentation erläuterten Abläufe wurden so praktisch veranschaulicht und verdeutlicht. Den Schlusspunkt der Veranstaltung markierte ein gemeinsames Mittagessen in der Kantine, zu dem die Perstorp Chemicals GmbH eingeladen hatte. Ein großes Dankeschön dafür!

Werksführung durch die Perstorp Chemicals GmbH unter der Aufsicht von Bilal Tasdemir und Vincent Müller

Die Veranstaltungsreihe wird am 10.12.2024 im Effizienzlabor der FH Meschede fortgesetzt. Beim sechsten und letzten Workshop der Reihe wird der Fokus auf dem Thema „Change Management“ liegen. Katharina Schuchardt von der Fachhochschule wird hier wieder die Leitung übernehmen und den Workshop durchführen. Im Anschluss wird die Zertifikatsverleihung stattfinden. Bei Networking und gemütlichem Ausklang wird auf die sechs Termine mit den spannenden Themenschwerpunkten zurückgeblickt.


Die Workshop-Reihe „Digital Scouts HSK“ unterstützt Unternehmen im Hochsauerlandkreis dabei, die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung zu verstehen und umzusetzen. In praxisnahen Workshops bekommen Führungskräfte und Mitarbeitende Impulse zu digitalen Themen, um als sogenannte „Digital Scouts“ Veränderungen im eigenen Betrieb anzustoßen.

Ansprechpartner:


René Rudat
Projektmanager PDS+
digitalscouts@hochsauerlandkreis.de
0291 94 1815